Ausgelesen: Krimi – das Magazin

Heute mal keine Rezension zu einem Buch, sondern zu einer Zeitschrift, die genau ein Thema hat, nämlich den Krimi in all seinen Facetten. Ich habe das Magazin zufällig im Supermarkt entdeckt und natürlich neugierig geworden. Eine Zeitschrift, die sich nur mit Krimis beschäftigt – für mich als Krimiautorin natürlich das gefundene Fressen.

Beim Blick auf das Editorial kam allerdings Skepsis auf. Eine halbe Seite in 13 Punkt-Schrift und mit viel Whitespace. Das klingt nicht so, als habe man viel zu sagen, sondern eher als ginge es darum, den Platz irgendwie zu füllen. Auch das übrige Design geht an meinem Geschmack vorbei: News in der Form von Zeitungsausschnitten (jeweils ein Promo-Foto mit Text) ausgebreitet auf einem Pseudo-Holzuntergrund. Das hat was von Abizeitung. Weiter hinten: Viele Hochglanzbilder: aus Filmen und Fernsehserien sowie Verlagsfotos von Büchern und Spielen. Als Ergänzung einige Stockfotos. Das einzige, was als journalistisch durchgehen könnte, sind die Porträts von Donna Leon. Das ließ mich dann doch am Gehalt des Ganzen zweifeln.

Aber man soll Dinge nicht nur nach dem Äußeren beurteilen. Inhaltlich bot die Zeitschrift tatsächlich eine Menge interessanter Themen, angefangen bei einem Rückblick auf die Criminale über Portraits von Donna Leon und Michael Tsokos, die Besprechung verschiedener Serien, Filmen, Spielen und natürlich Büchern.
Beim Lesen kam dann allerdings schnell die Ernüchterung: Wirklich journalistisch aufgearbeitet wirkten nur die Portraits von Leon und Tsokos. Auch der Artikel über Jerry Cotton war noch ganz hübsch und lässt vermuten, dass der Autor sogar die eine oder andere Folge gelesen haben könnte. Ansonsten wirken die Artikel wie eine Mischung aus Werbematerial und  Wikipedia. Ganz besonders enttäuscht das groß angekündigte FBI-Spezial, das sich liest, als sei es vom Pressesprecher des FBI persönlich verfasst.
Das Gleiche gilt für die Buchbesprechungen. Jedes Buch ist gut, nichts hat enttäuscht. Nun kann es natürlich sein, dass nur gute Bücher vorgestellt werden sollen. In Verbindung mit den Verlagsfotos entstand für mich aber der Eindruck, dass die Bücher nicht gelesen, sondern nur die Texte aus den Verlagsvorschauen neu formuliert wurden.
Selbst der Bericht über die Criminale machte den Eindruck, vorwiegend mit Hilfe von Wikipedia geschrieben worden zu sein. Nur über den Ehrenglauser für Jürgen Kehrer wurde ausführlicher berichtet, alle übrigen Preisträger in jeweils einem Satz abgehandelt (Name, Buchtitel, Verlag). so dass bei mir der Eindruck entstand, dass mit der Würdigung Kehrers in erster Linie der Werbung für die nächste Staffel Wilsberg gemacht werden sollte.

Mein Fazit: Die Zeitschrift wirkt auf mich wie ein Werbeblock; der Preis von 4,99 € vollkommen überzogen. Trotzdem werde ich vermutlich auch beim nächsten Mal wieder reingucken. Immerhin habe ich das erste Mal hineingesehen. Nicht auszuschließen also, dass die nächste Ausgabe besser wird. Es wäre zu hoffen.


Krimi – Das Magazin erscheint 6x jährlich im Panini Verlag, Stuttgart

9 Kommentare

  1. Wie gut, dass du darauf hingewiesen hast, dass es sich um ein Magazin über Krimi handelt. Anhand des Covers hätte ich auf ein Fetischmagazin getippt … erklärt sich aus dem Inhalt, warum die FBI-Dame die Hände auf dem Rücken gefesselt hat? Eigentlich sollte sie es doch sein, die die Handschellen schwingt.

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    1. Für ein Fetischmagazin ist sie ein bisschen falsch angezogen. ^^
      Ja, es wird im Artikel erklärt; hier geht es um eine neue Serie. Sie ist die Hauptfigur und wird für einen Anschlag verantwortlich gemacht, verhaftet, kann aber fliehen und sucht nun nach den Hintermännern. Natürlich kann sie niemandem trauen.
      Die wenigen Details klingen ein bisschen nach „Die 6 Tage des Condor“ nur mit weiblicher Hauptrolle und breiter ausgewalzt.

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      1. Och, kommt auf den Fetisch drauf an ;-).

        In der Tat klingt die Geschichte recht bekannt. Aber gut, die ganzen FBI-/CIS-/usw.-Serien haben mich sowieso noch nie begeistern können.

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      2. Die ersten CSI Staffeln fand ich ganz nett. Witzige Plots, gute Pointen – aber dann bekam die Serie einen neuen Look und wurde affig und spätestens seit CSI Miami ist es ganz aus.
        Ich habe auch Crossing Jordan und Bones eine ganze Weile gern geguckt. Und NCIS ist in gewisser Weise Kult, schon wegen Aby. Aber wenn es um Allein-gegen-alle-Geschichten geht, hat „Person of Interest“ in den späteren Folgen Marken gesteckt, an die diese Serie erst mal rankommen muss. ^^

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      3. Wenn du das so aufzählst, merke ich erst, wie wenig ich im Seriendschungel eigentlich durchschaue. Da habe ich eine ganze Menge verpasst oder kenne es nur sehr rudimentär.

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      4. Verpasst … Ich finde viele dieser Serien unterhaltsam, aber ich bezweifle stark, dass mir was fehlen würde, wenn ich sie nicht kennengelernt hätte.
        Im Zweifel sind mir Bücher immer noch lieber. 🙂

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      5. Das ist richtig, dass Bücher besser sind :-).

        Aber manchmal fühle ich mich richtiggehend alt, wenn ich andere so über aktuelle Trends reden höre. Wahrscheinlich ging das meinen Eltern schon so und deren Eltern und überhaupt.

        *Seufz*

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