Unter den tausend Schreibtipps für Autoren den einen, besten, hilfreichsten auszuwählen, ist gar nicht so einfach. Zuerst hätte ich gedacht, dass es auf so etwas hinausliefe wie: „vermeide Klischees!“, oder: „sei so konkret, wie möglich.“
Aber bei näherem Überlegen ist das natürlich Quatsch. Ein geschickt ausgewähltes und richtig eingesetztes Klischee kann einen Text durchaus bereichern (z. B. wenn man eine Figur auf ein Klischee hereinfallen lässt und sie gerade dadurch in Schwierigkeiten bringt) und konkrete Beschreibungen sind auch nicht immer angebracht. Wenn jemand nur kurz in eine Bar hineinschaut, reicht es z. B. zu schreiben:
Als er die Tür öffnete, schlug ihm der Gestank von schalem Bier und Pisse entgegen. Hier würde er die Baronin nicht finden.
(kein Zitat)
M. E. müsste das Kriterium für den hilfreichsten Schreibtipp aller Zeiten aber sein, dass er möglichst universell anwendbar ist. Ok, dann: „Schreib das verdammte Ding fertig!“ Klingt schon mal gut. Ist aber banal. Und nicht sehr überzeugend, weil ich selbst einen Haufen angefangenes und nie beendetes Zeug auf der Festplatte rumgammeln habe.
Die Offenbarung kam, als ich darüber nachdachte, warum ich meine Krimis fertig bekommen habe und die anderen Sachen nicht. Für die Krimis hatte ich einen detaillierten Ablaufplan fertig, bevor ich mit dem Schreiben angefangen habe. Bei den anderen Sachen habe ich mit nichts als einer tollen Idee angefangen (die Ideen sind immer noch toll, aber sie entwickelten sich beim Schreiben nicht weiter, sondern versandeten irgendwie).
Deshalb ist mein höchstpersönlicher Schreibtipp:
Plotte deine Geschichte, bevor du losschreibst!
Auch wenn du eine supertolle Idee hast und darauf brennst, loszuschreiben: Nimm dir die Zeit, den Ablauf deiner Geschichte in den wesentlichen Punkten festzulegen. Was passiert wann, warum und was folgt daraus? Das kostet ein bisschen Zeit, ist aber alles andere, als langweilig. In der Plotphase lässt sich die Geschichte noch in alle Richtungen auszuspinnen und man kann hemmungslos Möglichkeiten ausprobieren, um seine Protagonisten in Schwierigkeiten zu bringen und rauszuholen. Ich empfinde diese Phase als sehr befruchtend, weil dabei ganz neue Ideen entstehen, Handlungsalternativen, an die ich vorher gar nicht gedacht habe. Jetzt kann man in Ruhe abstimmen, was wann passiert und einen Spannungsbogen aufbauen, in dem die Ereignisse logisch aufeinander folgen. Und man hat eine Route, an die man sich beim Schreiben halten kann und die verhindert, dass man sich in der eigenen Geschichte verläuft.