Vor ein paar Tagen habe ich mir das Buch „Zwei dicke Möpse“ von Christian Bauer bei Amazon heruntergeladen. Ich war auf der Suche nach einem netten Krimi und der Klappentext versprach, dass die Möpse genau das sein sollten. Mehrere 5-Sterne Rezensionen, vondenen eine sogar bescheinigte:
… ein Krimi, wie man ihn sich erträumt. Spannend von Anbeginn, leicht und locker geschrieben und zu lesen. Selbst der literarisch verwöhnte Leser kommt, was Stil und Sprache betrifft, wie gewohnt, voll auf seine Kosten.
Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, gab es das Buch in der Kindle-Version umsonst. Also habe ich zugegriffen.
Allerdings hielt die Freude über das vermeintliche Schnäppchen nicht lange und so werde ich nie herausfinden, was es mit den Möpsen auf sich hat. Mit einem Kommissar, der am Tatort gestörten Auren nachspürt, kann ich mich noch arrangieren. Schließlich habe ich auch mit Dr. Siri und seinen zum Teil sehr ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden viel Spaß gehabt. Aber dieser Simarek ist, mit Verlaub, ein Simpel. Überlegungen wie:
… aber was hatte sie zu dieser frühen Stunde in der Landesoper zu suchen? „Sie gehört zum Ensemble“, hatte der Streifenpolizist gesagt. Aber schlafen Künstler nicht morgens aus? Er beschloss, sie danach zu fragen.
passen vielleicht zu einem Oberstudienrat mit geheimer Neigung zur Boheme. Ein gestandener Ermittler hätte sich automatisch gefragt, warum die Zeugin um diese Zeit am Tatort gewesen war. Künstlerin hin oder her. Dementsprechend hätte er auch nicht erst beschließen müssen, diese Frage zu stellen, sondern hätte es automatisch getan. Weil es zu seinem Beruf gehört, solche Fragen zu stellen.
Genauso, wie der Kommissar, ging mir leider auch die Sprache auf die Nerven. Unter leicht und locker geschrieben, verstehe ich etwas anderes. Ich empfinde die Sprache als sehr einfach und den Stil hölzern und unbeholfen.
Das fängt mit solchen Kleinigkeiten an, wie dem fehlenden Konjunktiv bei der Frage, ob Künstler morgens ausschlafen.
Es setzt sich damit fort, dass der Streifenpolizist auf den sich der Kommissar gedanklich bezieht, ganz am Anfang noch einen Namen hatte. Danach ist er nur noch „der Streifenpolizist.“ Diese Reduktion auf seine Funktion zeigt eine Distanz, die den Kommissar innerlich kalt und desinteressiert erscheinen lässt – etwas, das der Autor absolut nicht beabsichtigt.
Vor allem aber traut der Autor anscheinend dem Erinnerungsvermögen seiner Leser nicht. Das zeigt sich z. B. an der fast penetranten Wiederholung, dass Simarek die Gabe hat, Dinge zu erspüren, die er nur schwer in Worte fassen kann. Es zeigt sich, als der Gerichtsmediziner als jemand eingeführt wird, der besonders penibel ist und alles findet, was zu finden ist – was der Kommissar ihm kurz darauf im Dialog bestätigt, während der Gerichtsmediziner auf das Gefühl des Kommissars hinweist. Allerdings muss ich zugestehen, dass dieser Dialog vermutlich witzig gemeint ist (auch wenn der Humor bei mir nicht gezündet hat) und deshalb nur begrenzt Aussagekraft besitzt.
Bestimmt nicht witzig gemeint ist aber, dass der Autor gerade mal drei Seiten nach folgendem Dialog:
„Wer hat ihn abgehängt?“
„Marilena Kurth, gehört hier zum Ensemble. Sie hat ihn gefunden …
diese Erklärung für nötig hält:
Ein erstes Gespräch mit Marilena Kurth stand nun auf seinem Plan. Sie hatte den Toten gefunden.
Das war ungefähr auf Seite 13 des eBooks. Gegen die Zahl habe ich grundsätzlich nichts, aber an diesem Punkt hat es mir gereicht. Wiederholungen haben durchaus ihre Berechtigung – wenn sie geschickt eingesetzt werden. Als Refrain, in einer Fuge oder als running gag z.B. oder auch in Filmen, wie Lola rennt und Täglich grüßt das Murmeltier.
Aber wenn sie, wie hier, eingesetzt werden, um dem Leser irgendetwas einzuhämmern …
Nein, danke! Nicht mein Fall, nicht mein Buch.