Autor: Vera Reinhard

Schreibe Krimis.

Rezension: Das barmherzige Fallbeil von Fred Vargas

Eine sterbenskranke Frau schreibt einen Brief. Wenige Tage später ist sie tot. Selbstmord, wie es zunächst scheint. Wenige Tage zuvor hat der Vater des Briefempfängers Selbstmord begangen. Zufall?
Selbstverständlich nicht. Immerhin befinden wir uns im Bereich des Fiktionalen, wo die Dinge zusammenhängen und Sinn ergeben, wenn man sie nur richtig ordnet. Vorher muss Kommissar Adamsberg aber noch den Sinn eines seltsamen Zeichens entschlüsseln, eine Geheimgesellschaft entdecken, die die Zeit der Revolution wieder aufleben lässt und bis nach Island reisen, wo die Geschichte viele Jahre zuvor begann.

Das klingt wirr? Zugegeben, in der Kürze tut es das. In der Langfassung ergibt es aber doch einen Sinn, auch wenn ich zugeben muss, nicht restlos begeistert zu sein.
Vargas arbeitet mit dem gewohnt skurrilen Personal um Kommissar Adamsberg und auch die übrigen Charaktere sind auf ihre individuelle Weise sehr prägnant. Die sich ergebenden Dialoge sind pointiert, teilweise surreal, oft witzig.
Und trotzdem …
Es liegt nicht so sehr daran, dass Vargas die Handlung dieses Mal nicht nur mit Mythen und Aberglauben verknüpft, sondern diesem dieses Mal tatsächlich reale Wirkung zuzugestehen scheint. Auch wenn ich durch und durch rational bin, war der Einfluss des Paranormalen zu marginal, um mich nachhaltig zu verärgern. Aber die Auflösung selbst kam für mich zu unvermittelt. Nicht, dass sie unplausibel gewesen wäre. Aber sie war mir zu unmotiviert. Weder habe ich nachvollziehen können, wie Adamsberg nun auf DEN Täter gekommen ist (was bei Vargas allerdings nicht ungewöhnlich ist), noch was dessen Antrieb war.

Mein Fazit: Nicht der beste Vargas. Solide Unterhaltung aber nicht berauschend.


Gelesen habe ich übrigens die Ausgabe der Büchergilde. Das Buch war aus der Bücherei ausgeliehen und dummerweise habe ich kein eigenes Foto gemacht.

kräftiges Minus bei Bastei-Lübbe

Erinnert ihr euch noch an den Artikel über mögliche Bilanztricksereien bei Bastei-Lübbe?

Nun meldet der Vorstand, die Prüfer von KPMG hätten das Bilanzergebnis „überraschend“ nach unten korrigiert. Um 13 – 15 Millionen, heißt es im Börsenblatt des Buchhandels.

Mich überrascht das nicht. Aber immerhin spricht niemand von Peanuts.

Keine Chance für dicke Möpse

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Vor ein paar Tagen habe ich mir das Buch „Zwei dicke Möpse“ von Christian Bauer bei Amazon heruntergeladen. Ich war auf der Suche nach einem netten Krimi und der Klappentext versprach, dass die Möpse genau das sein sollten. Mehrere 5-Sterne Rezensionen, vondenen eine sogar bescheinigte:

… ein Krimi, wie man ihn sich erträumt. Spannend von Anbeginn, leicht und locker geschrieben und zu lesen. Selbst der literarisch verwöhnte Leser kommt, was Stil und Sprache betrifft, wie gewohnt, voll auf seine Kosten.

Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, gab es das Buch in der Kindle-Version umsonst. Also habe ich zugegriffen.

Allerdings hielt die Freude über das vermeintliche Schnäppchen nicht lange und so werde ich nie herausfinden, was es mit den Möpsen auf sich hat. Mit einem Kommissar, der am Tatort gestörten Auren nachspürt, kann ich mich noch arrangieren. Schließlich habe ich auch mit Dr. Siri und seinen zum Teil sehr ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden viel Spaß gehabt. Aber dieser Simarek ist, mit Verlaub, ein Simpel. Überlegungen wie:

… aber was hatte sie zu dieser frühen Stunde in der Landesoper zu suchen? „Sie gehört zum Ensemble“, hatte der Streifenpolizist gesagt. Aber schlafen Künstler nicht morgens aus? Er beschloss, sie danach zu fragen.

passen vielleicht zu einem Oberstudienrat mit geheimer Neigung zur Boheme. Ein gestandener Ermittler hätte sich automatisch gefragt, warum die Zeugin um diese Zeit am Tatort gewesen war. Künstlerin hin oder her. Dementsprechend hätte er auch nicht erst beschließen müssen, diese Frage zu stellen, sondern hätte es automatisch getan. Weil es zu seinem Beruf gehört, solche Fragen zu stellen.

Genauso, wie der Kommissar, ging mir leider auch die Sprache auf die Nerven. Unter leicht und locker geschrieben, verstehe ich etwas anderes. Ich empfinde die Sprache als sehr einfach und den Stil hölzern und unbeholfen.
Das fängt mit solchen Kleinigkeiten an, wie dem fehlenden Konjunktiv bei der Frage, ob Künstler morgens ausschlafen.
Es setzt sich damit fort, dass der Streifenpolizist auf den sich der Kommissar gedanklich bezieht, ganz am Anfang noch einen Namen hatte. Danach ist er nur noch „der Streifenpolizist.“ Diese Reduktion auf seine Funktion zeigt eine Distanz, die den Kommissar innerlich kalt und desinteressiert erscheinen lässt – etwas, das der Autor absolut nicht beabsichtigt.
Vor allem aber traut der Autor anscheinend dem Erinnerungsvermögen seiner Leser nicht. Das zeigt sich z. B. an der fast penetranten Wiederholung, dass Simarek die Gabe hat, Dinge zu erspüren, die er nur schwer in Worte fassen kann. Es zeigt sich, als der Gerichtsmediziner als jemand eingeführt wird, der besonders penibel ist und alles findet, was zu finden ist – was der Kommissar ihm kurz darauf im Dialog bestätigt, während der Gerichtsmediziner auf das Gefühl des Kommissars hinweist. Allerdings muss ich zugestehen, dass dieser Dialog vermutlich witzig gemeint ist (auch wenn der Humor bei mir nicht gezündet hat) und deshalb nur begrenzt Aussagekraft besitzt.
Bestimmt nicht witzig gemeint ist aber, dass der Autor gerade mal drei Seiten nach folgendem Dialog:

„Wer hat ihn abgehängt?“
„Marilena Kurth, gehört hier zum Ensemble. Sie hat ihn gefunden …

diese Erklärung für nötig hält:

Ein erstes Gespräch mit Marilena Kurth stand nun auf seinem Plan. Sie hatte den Toten gefunden.

Das war ungefähr auf Seite 13 des eBooks. Gegen die Zahl habe ich grundsätzlich nichts, aber an diesem Punkt hat es mir gereicht. Wiederholungen haben durchaus ihre Berechtigung – wenn sie geschickt eingesetzt werden. Als Refrain, in einer Fuge oder als running gag z.B. oder auch in Filmen, wie Lola rennt und Täglich grüßt das Murmeltier.
Aber wenn sie, wie hier, eingesetzt werden, um dem Leser irgendetwas einzuhämmern …

Nein, danke! Nicht mein Fall, nicht mein Buch.

Lesetipp: Ersticktes Matt

Selten habe ich solche Schwierigkeiten gehabt, einen Einleitungssatz für eine Rezension zu schreiben. Klar könnte ich damit einsteigen, dass ich gestehe, Nina über Twitter zu kennen, und dass wir beide Mitglied der BartBroAuthors sind. Genauso gut könnte ich darüber einsteigen, dass dieses Buch geeignet ist, sämtliche Vorurteile gegenüber Selfpublishern ein für alle Mal zu widerlegen.

Aber das wäre ziemlich blöd, denn das würde nur von der Hauptsache ablenken, nämlich dass Ersticktes Matt ein tolles Buch ist.

Kein Schachbuch ist, auch wenn der Titel und der Umschlag es vielleicht suggerieren. Jedenfalls hat Sohn 2 es sofort als Schachbuch identifiziert und völlig entgeistert gefragt, seit wann ich denn so was lese und mein Mann hat unverzüglich die Definition nachgereicht. Trotzdem halte ich es für ausgeschlossen, dass derartige Verwechslungen häufiger auftreten. Dieser Haushalt verfügt nur zufällig über mehrere Schachspiele und regalmeterweise Schachliteratur.
Aber ich schweife ab. Schließlich wollte ich keine Familienanekdoten zum Besten geben.

Ersticktes Matt ist ein Krimi. Er spielt 1893 in New York – allerdings in einer anderen Realität, in der es keine Elektrizität gibt, sondern Dampfenergie den einzigen Antrieb darstellt. Sie treibt die phantastischsten Maschinen an – aber die Menschheit zahlt auch einen hohen Preis für den daraus resultierenden Energiehunger: eine drastische Klimaveränderung, die den Meeresspiegel weltweit ansteigen ließ und Millionen von Menschen zu Flüchtlingen machte. Etliche kamen in die USA, doch die meisten von ihnen blieben in den Floodlands hängen, einem auf Pfählen gebauten Armutsviertel mitten im East River.
Verbrechen, wie Raub und Vergewaltigung gehören hier schon beinahe zum Alltag, aber seit einiger Zeit geht zudem ein Mörder um. Seine Opfer sind Frauen, die er mit einem seidenen Tuch erdrosselt. Und an jedem Tatort lässt er eine Schachfigur zurück.
Für Remy Lafayette, Gesichtsanalytiker und Berater beim New York Floodlands Police Department, wird die Jagd zu einer Reise in die eigene Vergangenheit, als seine ehemalige Verlobte in den Sog der Ereignisse gerät.

Stilistisch ist Floodlands eher Who-dunnit als Thriller. Nina Hasse verzichtet auf reißerische Szenen und exzessive Gewaltdarstellungen, obwohl es einige sehr actionreiche Momente gibt. Inklusive einem sehr spannenden Showdown.

Aber was diesen Krimi so großartig macht, ist nicht die Action. Es ist auch nicht nur die bis ins Detail liebevoll ausgearbeitete Welt, bei der Nina Hasse ebenfalls auf jede Effekthascherei verzichtet. Ihre Beschreibungen sind beinahe beiläufig und vermitteln dadurch, dass sich die Figuren so selbstverständlich durch diese Welt bewegen, dass sie echt ist.
Ich habe mich beim Setting ein bisschen an die Flüsse von London erinnert gefühlt. Nur dass es bei Nina Hasse keine Geister gibt. Und selbstverständlich hat der East River bei ihr auch nicht mehr Eigenleben, als jeder normale Fluss.
Dafür sind die menschlichen Charaktere bei Floodlands interessanter. Was Nina Hasse da aufbietet, lässt sich vielleicht noch mit Jasper Fforde vergleichen. Vielleicht hätte auch Dickens solche Menschen erschaffen, wenn er heute noch leben und Steampunk-Krimis schreiben würde. Einen kleinen Überblick über die Hauptcharaktere gibt es hier. Aber aus den knappen Angaben lässt sich allenfalls erahnen, wie die Figuren handeln und interagieren. Mit ihnen habe ich großartige komische und herzzerreißend traurige Momente erlebt, habe Tränen gelacht und aus verschiedenen Gründen geheult.
Wie sie habe ich versucht, zu erraten, wer hinter den Morden steckt und bin ein kleines bisschen stolz, etwas eher als sie auf eine der Symboliken gekommen zu sein, wobei ich auch gestehen muss, die falsche Person in Verdacht gehabt zu haben. Dabei war die Lösung des Falls vollkommen einleuchtend.

Ich könnte jetzt noch etwas über Perspektiven und Sprache erzählen, aber wozu? Ich glaube, das Wesentliche ist rübergekommen.

Ich habe die Charaktere lieb gewonnen habe (jedenfalls die meisten) hoffe sehr auf ein Wiedersehen und neue Abenteuer. Bis dahin werde ich das Buch, in dem ich mich trotz aller Kälte sehr zuhause gefühlt habe, sicher noch ein paar Mal lesen und allen mit der Forderung auf die Nerven gehen, dass sie es unbedingt auch lesen müssen.


Nina Hasse, Ersticktes Matt, Kindle ebook

Gefährliche Reiseorte: der Giftgarten von Alnwick Castle

Ob auf den Spuren von Jack the Ripper oder auf denen von Ms. Marple – für Krimifans ist England ein sehr lohnendes Reiseziel. Aber es gibt eine weitere, verstecktere Attraktion, die ebenfalls very british ist: einen Garten.

England ist bekannt für seine Landschaftsgärten. Viele davon gehören zu großen Landsitzen und viele sind für Touristen zugänglich. Einer ist etwas besonderes: der Giftgarten von Alnwick.

Als Jane Percy 1995 Baronin von Northumberland wurde, übernahmen sie und ihre Familie auch den Stammsitz der Barone von Northumberland, Alnwick Castle (das Hogwarts aus den ersten zwei Harry Potter Filmen). Ihr Mann bat sie damals, „etwas mit den Gärten“ zu machen, die zu dieser Zeit als Baumschule dienten und hauptsächlich aus Reihen von Weihnachtsbäumen bestanden.

Aber Jane Percy wollte mehr, als die üblichen Blumenrabatten. Alnwick Garden sollte etwas besonderes werden. Zuerst überlegte sie an einem Apothekergarten, aber nach einem Besuch des berüchtigten Medici Gartens kam ihr ein anderer Gedanke: Ein Giftgarten. Und so entstand inmitten einer barocken Gartenanlage mit gestutzen Hecken, prächtigen Rosen und Wasserspielen ein düsterer Gegenentwurf.
Hinter schwarzen, mit Totenschädeln verzierten Toren  erstreckt sich der Teil, in dem es strikt verboten ist, an irgendetwas zu riechen, es anzufassen oder gar zu probieren, denn jede der hundert Pflanzen, die hier wachsen, ist giftig. Bei der Auswahl orientierte sich Jane Percy aber nicht nur an der Gefährlichkeit, sondern auch daran, ob sich zu der Pflanze eine gute Geschichte erzählen lässt. „Das ist es, was Kinder interessiert“, sagt sie. „Kinder interessieren sich nicht dafür, ob Aspirin aus Pflanzenrinde gewonnen wird. Wirklich interessant ist, wie die Pflanze töten, wie man daran stirbt und was man fühlt, bevor man stirbt.“

Ein Garten, in dem man nicht zu tief einatmen sollte … Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber ich finde diesen Garten inspirierend. Schade, dass mir in diesem Jahr die Zeit für eine Englandreise fehlt.
Vielleicht im nächsten. Sehen wir uns dort?


Mehr Infos:
Selbstdarstellung des Alnwick Garden
Reisebericht aus dem Smithsonian Magazin (englisch)
Wikipedia (englisch)

Bildnachweis: Das Beitragsbild ist der englischen Wikimedia entnommen und steht unter Creative Commons Lizenz, das Original stammt von Steve F, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=13596108

Ebbe in der Kasse von Bastei-Lübbe?

Bastei-Lübbe hat zur Zeit keine gute Presse. Der Buchreport meldete heute Zweifel an der Bilanz von Bastei-Lübbe an und berief sich auf einen gestern erschienenen Artikel der Wirtschaftswoche. Demnach, so der Vorwurf, seien die ausgewiesenen Gewinne lediglich das Ergebnis besonders kreativer Buchführung. So seien z. B. Kaufpreiszahlungen zurückgehalten worden, um den Aktienkurs nicht zu gefährden.

Wie zu erwarten wurden diese Behauptungen vom Vorstand sofort zurückgewiesen. Sämtliche Bilanzierungsmaßnahmen entsprächen internationalen Regelungen und das Unternehmen sei hervorragend aufgestellt.*

Nun kenne ich weder den ursprünglichen Artikel in der Wirtschaftswoche, noch die Bilanz von Bastei-Lübbe (mit der ich auch nichts anfangen könnte). Aber ich erinnere mich an ein Interview, das Klaus Kluge, eines der Vorstandsmitglieder von Bastei-Lübbe vor ein paar Wochen dem Deutschlandfunk gegeben hat. Darin forderte Kluge, Bücher müssten wesentlich teurer werden, denn:

„Die Buchpreise haben sich nicht der allgemeinen Preisentwicklung angepasst.“

Ein Buch koste heute im Vergleich weniger, als vor der Einführung des Euro und da für den Kunden der Preis zweitrangig sei, weil er Bücher vorwiegend wegen der emotionalen Bindung an den Autor kaufe, müssten höhere Preise her, damit Autoren und Buchhandel besser über die Runden kämen.
Ganz uneigennützig also.
Wenn man aber weiß, was vom Nettoverkaufspreis beim Autor hängen bleibt und wie viel der Buchhandel erhält, kann man Zweifel an diesem laut geäußerten Altruismus bekommen. Die Artikel im Buchreport und der Wirtschaftswoche geben diesen Zweifeln neue Nahrung.


*zu dieser Stellungnahme gibt es hier einen Artikel der Wirtschaftswoche

Umbaumaßnahmen

Wer regelmäßig mitliest, wird es vielleicht schon bemerkt haben: Das Blog verändert sich. Während ich anfangs vor allem über das Schreiben gebloggt habe, schreibe ich jetzt vermehrt über Themen, die im weitesten Sinne mit Kriminalität, Verbrechen und Strafe zu tun haben. Ob nun in der Realität oder in Büchern. Ich glaube, dass das auf lange Sicht spannender ist, als das gefühlt tausendeinhundertundelfte Schreibblog – auch wenn sich mein Vorsatz, gute Bücher zu schreiben, nicht geändert hat.

Deshalb wird es auch weiterhin eine Kategorie mit Berichten über den Schreibprozess geben, in denen ich über meine Arbeit reflektiere. Außerdem will ich in Zukunft aber auch über den Buchmarkt berichten, also über alles, was passiert, wenn ein Manuskript fertig wird.

Passend zu den geänderten Themen habe ich schon angefangen, die Kategorien zu ändern, bzw. neue einzuführen. Das Schwerste war, aussagekräftige Überschriften zu finden, die nicht langweilig wirken. Ich bin aber ganz zuversichtlich, dass das gelungen ist. Und an den wenigen Stellen, wo vielleicht Unsicherheit aufkommt, verrät ein Mouse-over, was sich dahinter verbirgt.

Bei den allgemeinen Themen plane ich langfristig noch mindestens zwei weitere Unterkategorien: „Das Revier,“ in dem es um Frankfurt und Umgebung gehen soll (immerhin spielen meine Bücher da) und „Forensik“, wo ich mich mit Fachthemen und Ermittlungsmethoden beschäftigen will. Bei meinen Recherchen stoße ich immer wieder auf Informationen, die für mein aktuelles Projekt aber leider gar keine Rolle spielen, aber so interessant sind, dass es mir in der Seele weh tut, sie nicht verwenden zu können.
Eventuell werde ich diese Kategorie auch noch umtaufen. Allgemein ist so … allgemein eben. Nichtssagend. Könnte alles heißen und nichts. Leider fehlt mir noch eine zündende Idee, für eine bessere Lösung. Für Vorschläge bin ich daher gerne offen.

Nun hoffe ich natürlich, dass nicht nur ich es für einen guten Plan halte, künftig mehr über Polizei und Polizeiarbeit, aber auch über spannende Krimis und Thriller zu berichten.

Ausgelesen: Krimi – das Magazin

Heute mal keine Rezension zu einem Buch, sondern zu einer Zeitschrift, die genau ein Thema hat, nämlich den Krimi in all seinen Facetten. Ich habe das Magazin zufällig im Supermarkt entdeckt und natürlich neugierig geworden. Eine Zeitschrift, die sich nur mit Krimis beschäftigt – für mich als Krimiautorin natürlich das gefundene Fressen.

Beim Blick auf das Editorial kam allerdings Skepsis auf. Eine halbe Seite in 13 Punkt-Schrift und mit viel Whitespace. Das klingt nicht so, als habe man viel zu sagen, sondern eher als ginge es darum, den Platz irgendwie zu füllen. Auch das übrige Design geht an meinem Geschmack vorbei: News in der Form von Zeitungsausschnitten (jeweils ein Promo-Foto mit Text) ausgebreitet auf einem Pseudo-Holzuntergrund. Das hat was von Abizeitung. Weiter hinten: Viele Hochglanzbilder: aus Filmen und Fernsehserien sowie Verlagsfotos von Büchern und Spielen. Als Ergänzung einige Stockfotos. Das einzige, was als journalistisch durchgehen könnte, sind die Porträts von Donna Leon. Das ließ mich dann doch am Gehalt des Ganzen zweifeln.

Aber man soll Dinge nicht nur nach dem Äußeren beurteilen. Inhaltlich bot die Zeitschrift tatsächlich eine Menge interessanter Themen, angefangen bei einem Rückblick auf die Criminale über Portraits von Donna Leon und Michael Tsokos, die Besprechung verschiedener Serien, Filmen, Spielen und natürlich Büchern.
Beim Lesen kam dann allerdings schnell die Ernüchterung: Wirklich journalistisch aufgearbeitet wirkten nur die Portraits von Leon und Tsokos. Auch der Artikel über Jerry Cotton war noch ganz hübsch und lässt vermuten, dass der Autor sogar die eine oder andere Folge gelesen haben könnte. Ansonsten wirken die Artikel wie eine Mischung aus Werbematerial und  Wikipedia. Ganz besonders enttäuscht das groß angekündigte FBI-Spezial, das sich liest, als sei es vom Pressesprecher des FBI persönlich verfasst.
Das Gleiche gilt für die Buchbesprechungen. Jedes Buch ist gut, nichts hat enttäuscht. Nun kann es natürlich sein, dass nur gute Bücher vorgestellt werden sollen. In Verbindung mit den Verlagsfotos entstand für mich aber der Eindruck, dass die Bücher nicht gelesen, sondern nur die Texte aus den Verlagsvorschauen neu formuliert wurden.
Selbst der Bericht über die Criminale machte den Eindruck, vorwiegend mit Hilfe von Wikipedia geschrieben worden zu sein. Nur über den Ehrenglauser für Jürgen Kehrer wurde ausführlicher berichtet, alle übrigen Preisträger in jeweils einem Satz abgehandelt (Name, Buchtitel, Verlag). so dass bei mir der Eindruck entstand, dass mit der Würdigung Kehrers in erster Linie der Werbung für die nächste Staffel Wilsberg gemacht werden sollte.

Mein Fazit: Die Zeitschrift wirkt auf mich wie ein Werbeblock; der Preis von 4,99 € vollkommen überzogen. Trotzdem werde ich vermutlich auch beim nächsten Mal wieder reingucken. Immerhin habe ich das erste Mal hineingesehen. Nicht auszuschließen also, dass die nächste Ausgabe besser wird. Es wäre zu hoffen.


Krimi – Das Magazin erscheint 6x jährlich im Panini Verlag, Stuttgart