Muse

April Challenge (Tag 24): Meine Muse

Jetzt hätte ich zu gerne das Bild eines spärlich bekleideten, hübschen Jünglings gepostet – aber er will nicht, sondern hat sich hinter die Bücherreihe im dritten Bord des Bücherregals verzogen und schmollt. Gelegentlich kommt kurz das blondgelockte Köpfchen zum Vorschein, aber wehe, ich wage es, in seine Richtung zu sehen oder ihn gar anzusprechen: Dann funkelt er mich böse an, streckt mir die Zunge raus und verschwindet wieder. Jetzt gerade, wo ich das schreibe, hat er mir sogar den Mittelfinger gezeigt.

Zu schade! Heute ist er wirklich nämlich sehr ansehnlich. Zu anderen Zeiten erscheint er mir als bocksbeiniger Alter oder als dralle Trulle, die mir ihre Möpse entgegenstreckt und kreischt: „Darüber solltest du schreiben!“ Danke auch! Immerhin hat der ziegenbeinige Alte noch nie … Besser nicht drüber nachdenken.

Alleine bin ich jedenfalls selten. Manchmal bringt der Knabe – oder was immer er, sie oder ist – auch Freunde oder Verwandte mit, dann feiern wir gemeinsam. Die Bande tobt durch die Regale, tanzt und schnattert Unsinn – und ich sehe zu, schütte viel zu viel Whisky, Rotwein oder was sonst so da ist in mich rein und lache mich kringelig.
Der Schädel am nächsten Morgen ist zwar meist nicht so schön, aber zwei/drei Ideen bleiben immer in der Luft hängen und warten nur darauf gepflückt zu werden.

Jetzt kennst du meine Muse. Und deine so?

Schreibtipp: artgerechter Umgang mit Musen

Wer auf die Muse wartet, macht was falsch. Musen sind Gewohnheitstiere; zur artgerechten Haltung gehört, sie regelmäßig zu beschäftigen.  Das geht am Besten, wenn man sich täglich mindestens eine Stunde Zeit zum Schreiben nimmt. So gefordert, zeigt sich die Muse deutlich kussbereiter.